Wie können wir bei der Mitbestimmung mit unrealistischen Wünschen und Forderungen umgehen?
Kinder einer achten Klasse haben die «Idee», im Schulhaus einen Getränkeautomaten mit den allseits bekannten Süssgetränken aufzustellen.
Anstatt, dass wir den Antrag gleich als unwürdig und ungeeignet zurückweisen, können wir wie folgt vorgehen:
Den Ideen-Check ausfüllen lassen (Idee Nr. 19)
Fragen nach dem Grund und dem Bedürfnis dahinter: Warum gerade einen Getränke-automaten? Die Antwort der SchülerInnen in diesem Fall lautete: Wir möchten eben etwas anderes trinken als Wasser!
Aufzeigen, dass sich eine Idee von einem Wunsch unterscheidet:
Beim Wünschen und Fordern bin ich eher passiv, ich äussere einen Wunsch und die anderen sollen ihn mir erfüllen. Ich mache mich abhängig vom Gegenüber, das mir den Wunsch erfüllen soll. Ich selber kann nicht viel dazu beitragen, deshalb gibt es auch nicht das Gefühl, etwas erschaffen zu haben und etwas bewirken zu können.
Bei der Äusserung einer Idee, kann ich selber aktiv werden und die Idee aus mir heraus oder zusammen mit anderen entwickeln und realisieren. Wenn die Idee Form annimmt und gelingt, kann ich stolz darauf sein und erlebe mich als selbstwirksam. Doch schon nur der Prozess bei der Entwicklung der Idee kann dieses Gefühl auslösen. Sie muss nicht einmal vollständig verwirklicht werden.
Zurück zum Wunsch nach einem Getränkeautomaten: Dieser ist bloss ein Wunsch oder eine Forderung, bei deren Realisierung die Schülerinnen nicht viel beitragen können. Eine Idee wäre zum Beispiel die Erfindung eines neuen und auch noch gesunden Getränks, das es bislang noch gar nicht gibt, und dieses könnte man zum Beispiel in der grossen Pause an einem Getränkestand an die anderen SchülerInnen verkaufen? Ein kleines Startup sozusagen? Darauf könnten sie garantiert stolz sein.
Nutzen für die Kinder:
Sie lernen Wünsche von Ideen zu unterscheiden.
Sie erkennen, dass hinter einem Wunsch oder einer Idee ein Bedürfnis stecken kann, bei dem es sich lohnt, es herauszufinden.
Nutzen für die Lehrpersonen:
Sie erkennen, welche Tücken die Mitbestimmung der SchülerInnen haben kann und lernen damit umzugehen.
Sie erkennen, dass eine Idee auch als Wunsch oder Forderung daher kommen kann.
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