Was kann ich als Lehrperson tun, wenn Kinder streitend und aufgebracht aus der grossen Pause kommen?
Als Lehrperson möchte ich gerne mit dem Unterricht beginnen, aber so geht das leider nicht. Störungen haben bekanntlich Vorrang. Also ist es wichtig, die Gefühle der Kinder ernst zu nehmen und die Streitsituation zu thematisieren.
Dabei gibt es ein paar Herausforderungen:
Ich selber war beim Streit nicht dabei, also ist es schwierig herauszufinden, wer was getan hat, was von den Aussagen stimmt und was nicht.
Die Schilderung der Situation bezieht sich auf die Vergangenheit, darin kann man zu lange verweilen und steckenbleiben, ohne die Situation verbessern zu können.
Es waren nicht alle Kinder am Streit beteiligt, einige möchten verständlicherweise lieber mit dem Unterricht beginnen.
Was tun? Ein paar Ideen:
Die Energie in eine andere Richtung lenken: Wir setzen uns in einen Kreis. Die Frage für alle heisst: Worauf bist du stolz? Z.B. Ich bin stolz, dass ich viele Freunde habe. Die Stimmung wird sofort friedlicher und positiver.
Jedes Kind erhält ein Stolzheft, in dem es ab jetzt ab und zu einen Eintrag machen kann, zu einer Erfahrung oder einer Fähigkeit, auf die es stolz ist. Wer nicht am Streit beteiligt war, kann bereits mit dem ersten Beitrag beginnen.
Die Beteiligten am Pausen-Streit können im Kreis bleiben, wenn das Bedürfnis darüber zu reden noch da ist. Sie erhalten nacheinander eine kurze Sprechzeit und sagen, was sie mit dem Streit zu tun haben, aber es gibt keinen weiteren Kommentar dazu. Wichtig: Es spricht nur ein Kind. Die anderen hören zu, auch wenn sie mit der Aussage nicht einverstanden sind. Dazu ermutige ich die Kinder mit den Worten: Das ist eine hohe Kompetenz, die nicht einmal die Mehrheit der Erwachsenen beherrscht. Jedes Kind kann deshalb sehr stolz auf sich sein, wenn es dies kann.
Lösungsorientierung: Bei ganz unterschiedlichen Aussagen nicht darauf eingehen, sondern an alle die Frage stellen: Jeder/jede von euch sagt etwas ganz anderes, was tun wir jetzt?
Zukunft in den Blick nehmen mit der Frage: Was soll sich ab morgen ändern, damit ein solcher Streit nicht mehr vorkommen muss?
Nutzen für die Kinder:
Sie lernen einen Konflikt lösungsorientiert anzugehen.
Sie lernen einem anderen Kind zuzuhören, auch ohne mit dessen Aussage einverstanden zu sein.
Nutzen für die Lehrpersonen:
Wenn die Energie nach einem Streit in positive Bahnen gelenkt werden kann, wird die Lösung eines Konflikts einfacher und konstruktiver.
Mit dem Stolzheft kann die positive Energie jederzeit wieder aktiviert werden.
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